Symbolbild: Pixabay/ Geralt

Im neuen Jahr wird auch der IT-Channel vor grossen Herausforderungen stehen. Nachfolgend vier zentrale Challenges und wie sich der IT-Partner-Kanal darauf vorbereiten und daraus auch neue Möglichkeiten ableiten kann.

Gastbeitrag von Geoff Greenlaw, Vice President Emea Channel (Europa, Naher Osten, Afrika) bei Pure Storage

Starke Nachfrage nach Abonnementdiensten im Jahr 2024:
Im Jahr 2024 wird die Nachfrage nach Abonnementdiensten weiterhin stark ansteigen, da der Wechsel von Capex zu Opex an Dynamik gewinnt. Ein wichtiger Grund dafür ist die derzeitige Wirtschaftslage, die seit der Rezession von 2008 nicht mehr so angespannt war.
Derzeit ist es üblich, dass Unternehmen, die im Channel tätig sind, bei Geschäftsabschlüssen beispielsweise um Bankgarantien gebeten werden. Dies verdeutlicht den sehr realen Druck auf die Barmittel im System. Diese Situation wird voraussichtlich bis 2024 und sogar noch 2025 anhalten. Die Umstellung auf Opex über Abonnementdienste ist sehr sinnvoll und bietet eine sofortige Lösung für Cashflow-Probleme im Channel. Channel-Partner, die sich diesem Trend anschliessen, werden den grössten Erfolg haben.
Doch ist hier Vorsicht geboten: Abonnementdienste werden nur dann erfolgreich sein, wenn sie auf relevanten SLAs und Garantien basieren. Tatsächlich treten wir jetzt in eine neue Phase der Technologiebeschaffung ein, in der SLAs zu Differentiatoren werden. In vielen Fällen werden sie ausschlaggebend für Kaufentscheidungen sein.
Branchenführende Unternehmen erkennen diesen Wandel und machen innovative Sprünge nach vorn. Das tun sie, indem sie sicherstellen, dass ihre SLAs direkt an die Prioritäten der Vorstände der Kunden gebunden sind. Im Bereich der Datenspeicherung beispielsweise sind SLAs zur Energieeffizienz, zum Platzbedarf und zum Schutz vor Datenverlusten heute entscheidende Faktoren für die Akzeptanz von Abonnements. Dieser Trend wird sich auch im Jahr 2024 und darüber hinaus fortsetzen.

Fachkräftemangel im Technologiesektor wird sich weiter verschärfen:
Der Fachkräftemangel im Technologiesektor wird sich im Jahr 2024 weiter verschärfen, da die Nachfrage und der Wettbewerb um Technologie-Spezialisten zunehmen und höhere Löhne gefordert werden. Dies wird die Unternehmen weiter unter Druck setzen, da sie mehr und mehr überhöhte Preise zahlen müssen, um die benötigten Fachkräfte zu finden. Infolge dieses lohnbedingten Fachkräftemangels wird die Nachfrage nach Managed Services steigen, um einen effizienten, SLA-gesicherten Betrieb zu gewährleisten.
Der Fachkräftemangel wird sich auch auf die Art und Weise auswirken, wie der Channel für sein eigenes Geschäft KI einsetzt und wie er KI-Technologien an Kunden verkauft. Die Kunden wollen KI-Dienste nutzen. Jedoch haben viele derzeit nicht die benötigten Datenwissenschaftler, um diese Investitionen sinnvoll zu tätigen. Der Channel muss sein Wertversprechen in Bezug auf KI besser etablieren und herausarbeiten, was KI für potenzielle Kunden tatsächlich bedeutet. Die Unternehmen im Channel werden im Jahr 2024 verstärkt in KI-Schulungen und -Ausbildung investieren, um die Kompetenzlücke durch Beratung zu schließen. Wenn sie bereit sind, zu investieren und zu lernen, können Channelpartner erfolgreich auf der KI-Welle mitschwimmen, anstatt zurückzubleiben.
Die Auswirkungen des Fachkräftemangels werden sich im kommenden Jahr auch bei der Containerisierung bemerkbar machen. Das ist ein Bereich, der weiterhin ein starkes Wachstum verzeichnet. Rund um Kubernetes sind sehr spezielle Fähigkeiten gefragt. Im Channel wird dieser Bereich bis dato eher von Boutique-Partnern als von grösseren VARs dominiert. Dieser Bereich ist für weiteres Wachstum prädestiniert. Es besteht ein echter Bedarf an mehr Channel-Partnern, die Kubernetes-Kenntnisse entwickeln und diese Chance nutzen. Möglicherweise werden diese Fähigkeiten auch von grösseren VARs durch Übernahmen erworben.

Messbare Nachhaltigkeit wird auch 2024 eine wichtige Priorität sein:
Trotz des aktuellen Wirtschaftsklimas wird Nachhaltigkeit auch im Jahr 2024 eine wichtige Priorität bleiben. Das Thema steht nun fest auf der Agenda der CEOs. Sie ist eine der drei wichtigsten Anforderungen in allen Ausschreibungen, die Pure in den vergangenen Monaten bearbeitet hat. Der Markt ist jedoch auf der Suche nach nachhaltigen End-to-End-Lösungen. Diese dürfen sich nicht nur auf die Kosten oder einen einzelnen Anbieter konzentrieren, sondern müssen eine ganzheitliche Sicht auf die Nachhaltigkeit im gesamten Rechenzentrum einnehmen.
Die Energiekrise, die Verpflichtung zur Klimaneutralität, die Einhaltung der Scope-1- und Scope-2-Emissionen sowie eine Vielzahl anderer Standards treiben die Nachhaltigkeitsagenda voran. Letztendlich ist mehr Nachhaltigkeit für die Menschen und den Planeten wichtig und für Unternehmen unerlässlich.
Mehr denn je haben Channelpartner jetzt die Möglichkeit, eine Schlüsselrolle bei den Bemühungen um Nachhaltigkeit zu spielen. Dies gelingt, wenn sie ihre Beziehungen als vertrauenswürdige Berater ihrer Kunden nutzen. Es ist festzustellen, dass immer mehr Partner eine Nachhaltigkeitsabteilung in ihrem Unternehmen etablieren. Channelpartner sind in einer idealen Position, um ihre Kunden darüber aufzuklären, welche Technologien einen bedeutenden Einfluss auf ihre CO2-Emissionen haben. Dies hilft ihnen, das Greenwashing ineffizienter Lösungen zu durchschauen und sogar relevante Stakeholder innerhalb des Unternehmens zu überzeugen, indem sie wichtige Daten präsentieren können. Die Aufklärung und Unterstützung der Unternehmen bei der Auswahl und Implementierung von Technologien, die die Energieeffizienz im gesamten IT-Stack vorantreiben, ist der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg im Jahr 2024.

2024 wird es eine weitere Konsolidierung im Channel geben:
Im nun zu Ende gehenden Jahr war eine Konsolidierung im MSP- und VAR-Bereich zu beobachten, die sich 2024 wahrscheinlich fortsetzen wird. So verfügen grössere Unternehmen über viel Geld, um weitere Akquisitionen zu tätigen.
Ein wichtiger Grund für diese Übernahmen ist die Notwendigkeit, sich Top-Talente und qualifizierte digitale Arbeitskräfte zu sichern. Aufgrund des Fachkräftemangels können diese Talente nicht mehr ohne Weiteres rekrutiert werden. Zudem kann es viel Zeit in Anspruch nehmen, die nötigen Kompetenzen in die bestehende Belegschaft zu integrieren. Sichern sich Channelpartner wichtige Fähigkeiten wie KI-Expertise, wird ihnen das einen grösseren adressierbaren Gesamtmarkt für die Neukundengewinnung eröffnen. Die Konsolidierung kann für den Channel positiv sein, da sie in der Regel zu insgesamt weniger Unternehmen führt, die jedoch stärker diversifizierte Dienstleistungen anbieten können.
Gleichzeitig suchen die in Grossbritannien und der EU ansässigen Channel-Unternehmen nach Wachstumschancen in anderen Teilen der Welt, insbesondere im Nahen Osten. Im Jahr 2024 werden mehr Partnerschaften und Übernahmen zu beobachten sein, da dieser Markt weiterwächst.

Gastautor Geoff Greenlaw, Vice President Emea Channel (Europa, Naher Osten, Afrika) bei Pure Storage
Gastautor Geoff Greenlaw, Vice President Emea Channel (Europa, Naher Osten, Afrika) bei Pure Storage