Symbolbild: R&M

Harsche Kritik für die Swisscom hagelt es seitens des neu gegründeten Telekomverbandes Netzallianz. Der grösste Telekomkonzern der Schweiz sei hinsichtlich des Glasfaserausbaues ein Verhinderer. Lokale Initiativen würden durch die Marktdominanz des "blauen Riesen" ausgebremst und weniger attraktive Gemeinden im ländlichen Raum gar nicht mit Glasfaser erschlossen, heisst es in einem Communiqué der Netzallianz dazu.

Insbesondere sei es völlig unverständlich, dass die Swisscom Glasfaser-Parallelnetze realisiere, anstatt ein bereits bestehendes Glasfasernetz eines lokalen Netzbetreibers zu nutzen, so der Verband im Communiqué. Während viele Gemeinden noch auf ein Glasfasernetz warten würden, würden in mehreren Gemeinden "volkswirtschaftlich schädliche und ökologisch unsinnige Parallelnetze" errichtet.

Wie die Netzallianz weiters betont, würden lokale Eigeninitiativen durch unfaire Bedingungen für eine Kooperation ausgebremst und damit verhindert. Entsprechend fordert sie eine Reihe von Massnahmen. So soll etwa der Bau eines Parallelnetzes verboten werden, wenn das Glasfasernetz eines lokalen oder überregionalen Netzbetreibers mitgenutzt werden könne. Zudem sollen die Netzzugangspreise für Glasfasern, wenn nötig, reguliert werden. Und der Bundesrat solle die strategischen Ziele für die Swisscom im Sinne eines Servicepublic verbessern.

Swisscom selber weist den Vorwurf, lokale Initiativen auszubremsen, entschieden zurück. In rund 80 Kooperationen mit lokalen Partnern stelle Swisscom heute die Versorgung von 1.7 Millionen Wohnungen und Geschäften in 350 Gemeinden mit Glasfaser (FTTH) sicher, heisst es in einer Entgegnung dazu. "Wir sind jederzeit dazu an Zusammenarbeitsoptionen mit lokalen Akteuren interessiert. Wir verhandeln zurzeit mit 20 Partnern über Kooperationen, die mehr als 50 Gemeinden und rund 170'000 Wohnungen sowie Geschäfte umfassen," so Swisscom.

Und was die "Glasfaser-Parallelnetze" betreffe, so entspreche der Infrastrukturwettbewerb dem Prinzip der Wirtschaftsfreiheit und sei politisch gewollt, betont Swisscom. Durch das Einmieten auf ein Netz eines Dritten würde Swisscom die entsprechenden regionalen Netze schlussendlich "aufgeben". Dies komme für Swisscom aus ökonomischen Gründen nicht in Frage. Der Konzern müsse seine in der Vergangenheit getätigten Investitionen in die bestehende Infrastruktur schützen, einseitige Abhängigkeiten vermeiden und zudem den Netzausbau im Dienste der Bevölkerung rasch vorantreiben, so Swisscom in der Reaktion auf die Kritik der Netzallianz.

Bis Ende 2025 will Swisscom die Glasfaserabdeckung schweizweit auf rund 55 Prozent der Wohnungen und Geschäfte erhöhen, bis 2030 auf 70 bis 80 Prozent. Per Ende September 2023 waren 2,47 Millionen Wohnungen und Geschäfte mit Glasfasern erschlossen, was einer Abdeckung von 45 Prozent entspricht.